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Sind SHK-Messen noch sinnvoll?

Auch bei den SHK-Messen hat durch Corona eine Neubewertung stattgefunden.

Nach der Stornierungswelle in 2020/21 wurde die erste wieder stattfindende Messe, die IFH Nürnberg, in diesem Frühjahr von Besuchern und Ausstellern überschwänglich gelobt mit der Aussage: „Ist das schön, sich wieder auf diesem Wege Auge in Auge austauschen zu können“.

Die SHK Essen trübte die Stimmung: Es wurden viele Absagen von Herstellern besonders aus dem Sanitärbereich und auch eine relativ bescheidene Besucherresonanz verzeichnet.

Die ursprünglich auf Kältetechnik spezialisierte Chillventa wiederum war qualitativ gut besucht und wurde dadurch auch bei den Ausstellern entsprechend positiv bewertet.

Mit der Get Nord verfestigte sich die Tendenz, dass wenig Sanitäraussteller vertreten waren, dafür aber Handel und Handelsmarken mit eigenen Ständen.

Einhergehend mit dem Anmelde-/Stornierungsdatum der ISH, setzt sich gerade der Trend zu Absagen von traditionellen ISH-Ausstellern fort. Neben einer größeren Anzahl von Sanitär-Austellern sind auch Schwergewichte aus dem Installations- und Heizungsbereich in der Absageliste vertreten. Einige offizielle Statements benennen als Gründe u.a. Unzufriedenheit mit den jeweiligen Messekonzepten, mit rückläufigen Besucherzahlen, hohen Kosten und Veränderungen in den Vertriebswegen, denen nicht genügend Rechnung getragen werde.

Als Alternativen zur Kundenansprache werden eigene Akademien, Hausmessen, Webformate für die Produktvorstellung etc. angeboten.

Die Kostenseite betreffend, wird häufig hinter vorgehaltener Hand moniert, dass zu viele bei den Messen mitkassieren wollen und gleichzeitig, zumindest im 3-stufigen Umfeld, jede Menge Hausmessen des Handels bestückt und bezahlt werden müssen.

Was hat sich eigentlich seit der Zeit „vor Corona“ verändert, in der eine Messe wie die ISH für SHK-Hersteller eigentlich unverzichtbar war, die etwas auf sich hielten?

  • Schon vor Corona war die ISH eine mehr international ausgerichtete Messe und in Europa neben der Mostra die Hauptmesse der SHK-Branche in Europa mit großem Anteil von Besuchern aus Asien. Besucher aus dem Handwerk waren zahlenmäßig gut vertreten, fühlten sich aber häufig nicht richtig wohl, da regionale Ansprechpartner häufig fehlten.
  • Aktuell sind zwar wieder viele Reisen aus dem Ausland möglich, aber gerade aus Asien wird sicher keine Reisewelle zur ISH zu erwarten sein. Der Handwerker aus Deutschland und aus Europa ist sehr stark ausgelastet, sodass kaum Zeit für Messebesuche mit Anreise bleibt. Für Sanitärprodukte bzw. Sanitärhersteller ist sicherlich die reine Ausrichtung der Messe auf das Fachhandwerk mehr und mehr als Problem einzuschätzen.
  • In der Vergangenheit war die ISH das Schaufenster für die neuentwickelten Produkte der Unternehmen. Alle oder zumindest die wesentlichen Innovationen wurden im ISH-Zyklus entwickelt und dort vorgestellt. Inzwischen, und auch verstärkt durch die Pandemie und neue Formate der Kundenansprache, werden Produktneuheiten auch „zwischendurch“ und vor allem entsprechend der Marktnachfrage „gelauncht“, wie es modern bezeichnet wird.
  • Bis vor einigen Jahren war SHK-Know-how fast ausschließlich auf der Ebene des Fachhandwerks vorhanden. Eingebaut wurde, was der Handwerker vorschlug. Mit der Informationsmöglichkeit übers Internet ist heute mancher Endkunde sehr gut vorinformiert und vielleicht auch gewillt, eine Fachmesse zu besuchen, um die Produktentscheidung weiter selbst zu begleiten.

 

Welche Aufgaben sollten SHK-Messen in Zukunft erfüllen?

  • Sie sollten wieder als die Leistungsschau der SKH-Industrie positioniert werden, die exklusiv auf der Messe Produkte/Produktinnovationen zum „Anfassen“ präsentiert.
  • Sie sollten als Fachforum für die relevanten Technologien mit Expertenvorträgen, Diskussionsrunden genutzt bzw. weiter ausgebaut werden.
  • Sie sollten auch für interessierte Endkunden konzipiert werden, die für ihren Entscheidungsprozess neben der Internetrecherche auch eine anschauliche Produktpräsentation nutzen möchten.
  • Sie sollten den anvisierten Besuchern einen klaren Nutzen bieten, der den „Arbeitszeitverlust“ und die Anreisekosten zumindest ausgleicht.
  • Sie sollten für Aussteller bezahlbar bleiben. Kosten/Nutzen des persönlichen Kontaktes mit Kunden auf der Messe müssen wettbewerbsfähig sein im Hinblick auf das Kosten/Nutzenverhältnis bei anderen Formaten.

 

Wenn dann noch die Kontaktbörse/Kontaktpflege einen Eventcharakter erhalten, dann haben SHK-Messen sicher ihren Sinn und auch eine Zukunft.

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