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Kommentar: Energiewende wird zur Wärmewende

Was sich noch vor einem Jahr keiner vorstellen konnte, ist innerhalb von wenigen Monaten Realität geworden: Die lange beschworene, aus Klimaschutzgründen dringend benötigte Wärmewende mit der Abkehr von fossilen Brennstoffen zur Gebäudebeheizung.

So makaber es klingt, der Ukraine Konflikt bringt uns jetzt auf den „Pfad der Tugend“ -allerdings nicht aus der Einsicht heraus, dass wir die Klimakrise jetzt aktiv angehen müssen.

Die drohende Gasknappheit für Verbraucher und Industrie sorgt in vielen Bereichen dafür, dass jetzt endlich Weichen gestellt werden, die den Ausbau von Erneuerbaren Energien wirklich voranbringen. Ein historischer Glücksfall ist hierbei, dass mit der Regierungsbeteiligung der Grünen ein neuer, von vielen nicht für möglich gehaltener Pragmatismus eingekehrt ist, der sich wirklich an Lösungsoptionen orientiert und nicht in ideologischen Leitplanken verfängt.

Wenn ein Wirtschaftsminister jetzt den hydraulischen Abgleich von Heizungssystemen erklärt bzw. erklären kann, mit der Industrie und den Verbänden über den Hochlauf der Wärmepumpenproduktion diskutiert und Lösungswege zum Handwerkernachwuchs für den Heizungstausch aufzeigt, dann zeigt das, die Wärmewende könnte tatsächlich ein Motor der Energiewende werden.

Ob es dann wirklich 500 Tsd. Wärmepumpen pro Jahr werden, sollte jetzt nicht in Diskussionen „zerfleddert“ werden. Die Botschaft ist klar, Wärmepumpen werden in den nächsten Jahren die Kerntechnologie für die Wärmewende sein – egal wie man es dreht.

Dass darüber hinaus auch Biomasse (Pellet, Scheitholz etc.) und Fernwärme (Geothermie) ihren Platz haben bzw. ausweiten werden ist auch klar.

Für die Hersteller von Heizungstechnik bedeutet dies natürlich eine enorme Kraftanstrengung. Denn, auch wenn Wärmepumpentechnologie nicht neu ist, verdienen viele Firmen heute den überwiegenden Anteil ihres Geldes mit Gas-und Ölkesseln. Gerade europäische Hersteller betreiben große Fertigungslinien und werden gezwungen sein, sich in kurzen Zeiträumen neu zu sortieren.

Auch für die verarbeitenden Betriebe, die SHK-Handwerker mit chronischem Personalmangel, ist die Herausforderung groß, denn Wärmepumpen sind bisher nicht das Tagesgeschäft und somit aktuell in der Regel zeitaufwändiger in der Montage.

Inwieweit sich aus dieser Situation heraus neue Geschäftsmodelle, abseits der bisherigen Kanäle ergeben werden, wird spannend sein zu verfolgen. Erste Ansätze zeigen, dass Mangelsituationen auch kreative neue Lösungen hervorbringen können.

Fazit: Die Wärmewende kann zum Motor der Energiewende werden. Neben allen kritischen Fragestellungen über die Zukunft der Energieversorgung in Europa ergeben sich auch Chancen für eine wirkliche Trendwende im Klimaschutz.

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