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Neues GEG – vom Verteilermarkt zurück zum Verkäufermarkt?!

Es wurde viel diskutiert, viel politisiert, viel polemisiert, …

Das Ergebnis ist offensichtlich:

Der Schub „weg von fossil“ ist quasi in sich zusammengefallen.

Aber, wie konnte es dazu kommen?

Es sind noch keine 18 Monate her, da prägten die Ängste vor kalten Wohnungen durch fehlendes Gas und der Horror vor unbezahlbaren Heizkostenrechnungen das Denken und Handeln der Menschen in Deutschland.

Das, was der schon lange sichtbare, dramatische Klimawandel nicht ausgelöst hatte, wurde schlagartig möglich: Der deutsche Verbraucher wollte eine Alternative zur fossilen Heizung, und das möglichst sofort.

Wärmepumpen waren in aller Munde und in kurzer Zeit am Markt ausverkauft bzw. hatten Lieferzeiten von 12+ Monaten. Die heimische Industrie reagierte, baute die Fertigungskapazitäten aus, ausländische Hersteller witterten große Marktchancen und investierten in die Marktbearbeitung, Handwerksverbände starteten Schulungsoffensiven.

In alten und neuen, für die SHK-Welt ungewohnten, Vertriebskanälen herrschte schnell „Goldgräberstimmung“.

Mit der zunehmenden Sicherung der Erdgasversorgung und der aufkommenden Diskussion um das GEG im Erstentwurf drehte sich der Wind. Jetzt stand für viele Verbraucher mit alter Heizung plötzlich der Gedanke im Vordergrund: „Lieber jetzt noch schnell eine neue Gas- und oder Ölheizung einbauen, bevor ich nicht mehr darf bzw. eine teure Wärmepumpe einbauen muss“. Als Begründung wird oft genannt, dass eine Wärmepumpe in Bestandsgebäuden ja meist nicht passen würde, oder einfach schlicht zu teuer sei im Vergleich zu einer Wärmepumpe.

Wer sich intensiver mit der Materie beschäftigt hat, weiß, dass moderne Wärmpumpen fast immer für Bestandsgebäude passen bzw. sogar dafür entwickelt wurden. Im Preisvergleich Gas-/Ölheizung zu Wärmepumpen ist natürlich ein großer Unterschied vorhanden, der jedoch sehr deutlich verringert wird, wenn man die aktuelle und auch die zukünftige Förderung einbezieht und die zukünftigen Preisentwicklungen für Gas/Öl inkl. Co2-Abgabe berücksichtigt.

Die Verkaufszahlen für Gas- und Ölheizungen in diesem Zeitraum zeigen, dass sich die große Mehrheit der Verbraucher von diesem Gedanken leiten ließ und dies auch weiterhin tut.

Das Ergebnis: Die Verkaufszahlen für Wärmepumpen haben sich im ersten Halbjahr 2023 gegenüber dem Vorjahreszeitraum halbiert.

Als Fazit muss man einfach festhalten, dass der Verbraucher nach dem ersten Schock des abzusehenden Gasmangels doch weniger an die Energiewende und seinen Beitrag dazu als an seinen aktuellen Geldbeutel denkt. Leider ist er in der Diskussion um das GEG in dieser Position von vielen Politikern, Lobbyisten und anderen Profiteuren der Situation unterstützt worden.

 

Was sind die Auswirkungen der Diskussion?

  • Je nach Endfassung des neuen GEG wird sich die Umstellung von „fossil“ auf „nicht fossil“ deutlich verzögern.
  • Das Thema Fernwärme/Nahwärme wird einen deutlich höheren Stellenwert in Ballungszentren erhalten.
  • Mit der Verpflichtung zur Erstellung von Wärmeplänen werden erstmalig die Städte und Kommunen gezwungen sein, sich zur Energiewende zu positionieren und damit ihren Bürgern auch eine gewisse Planungssicherheit zu geben.
  • Mit Verzögerung wird dann voraussichtlich doch noch einmal ein Schub, bestehend aus mehreren Teilschüben, je nach Fertigstellung der Wärmepläne zu erwarten sein.

 

Was heißt das für den Heizungs-/Wärmepumpenmarkt in Deutschland?

  • Der Markt wird sich in der nächsten Zeit wieder etwas normalisieren, d.h. sich vom reinen Verteilermarkt wieder zum Verkäufermarkt drehen.
  • Auch die Verfügbarkeit für Wärmepumpen und für Handwerkskapazität werden sich wieder etwas normalisieren.
  • Gas- und Ölheizung werden doch noch länger „gefragt“ sein als noch vor einem Jahr angenommen.
  • Mit den in den nächsten Monaten aus den neuen Wärmepumpenfabriken dazukommenden Stückzahlen ist ein Verdrängungswettbewerb u.a. mit deutlichen Preisabschlägen zu erwarten.

 

Was heißt das für die Marktbearbeitung?

  • Hersteller und Handel tun gut daran, schon jetzt Konzepte für eine intensive und effiziente Marktbearbeitung zu erstellen.
  • Neue Vermarktungskanäle greifen massiv und mit Erfolg die tradierten Vertriebswege an, Hersteller müssen sich positionieren und Wege zur Teilhabe finden.
  • Exzellenter Vertrieb, gepaart mit modernem Marketing wir zukünftig entscheiden – und nicht mehr nur die Verfügbarkeit der Produkte.

Wenn Sie zu diesen Themen qualifizierte Gesprächspartner suchen, stehen wir gerne zur Verfügung.

www.kpi-consult-staudinger.com

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